Selbstvermessung bis zur Selbstaufgabe

Ein Kommentar

Blogbeitrag 31. Oktober 2014
auch erschienen auf wissenschaft.de und focus.de.

Bald soll ein schicker Trinkbecher auf den Markt kommen, der unter anderem registriert, wie viel Flüssigkeit, Kalorien und Koffein sein Besitzer zu sich nimmt – Tag für Tag und Monat für Monat. Ein faszinierendes Produkt für Gesundheitsbewusste und Technikverliebte, aber eine Herausforderung für die Gesellschaft.

Es gibt Jogger, Fitnessbewegte und Ernährungsbewusste, die gerne ihre Flüssigkeitsaufnahme langfristig aufzeichnen und mit ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit und ihrem Wohlbefinden in Beziehung setzen möchten. Sie sind erkennbar eine von zwei großen Zielgruppen des Videoclips des US-amerikanischen Start-Up Unternehmens “Mark one”, in dem es für seinen mit Sensoren aufgerüsteten Trinkbecher wirbt.

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„Hyperhirn“ von Wiebke Rögener

Rezension, Blogbeitrag, 31.10.2014 Buch, erschienen im Ernst Reinhardt Verlag Im Buch „Hyperhirn“ geht es um die Aufrüstung des Hirns mit Pillen und Implantaten, durch Magnetfelder, Stromstöße und Gentechnik. Das Ziel: Das Gedächtnis aufbessern, geistig fitter zu werden oder sich besser als gut zu fühlen. Die Autorin Wiebke Rögener, Biologin und Wissenschaftsjournalistin, gibt einen gut recherchierten, … Weiterlesen

Fracking: Fortschritt durch Forschung

5.9.2014

Fracking könnte Deutschland unabhängiger von russischem Erdgas werden lassen und das Wirtschaftswachstum antreiben. Da erscheint es manchem, als ob der Hinweis auf weiteren Forschungsbedarf nur als Knüppel dient, den Umweltpolitiker und ängstliche Bürger der Technologie in die Beine werfen.

Überall Krieg: unter anderem im Irak, in der Ukraine, in Syrien und in Libyen. Die Lage in den Öl- und Gasförderländern im Nahen Osten ist fürchterlich. Und doch: Niedrige Preise lassen uns relativ entspannt tanken oder die Heizkostenabrechnung entgegennehmen.

Analysten führen diesen erstaunlichen Befund unter anderem darauf zurück, dass die USA es als riesiger Energieverbraucher geschafft hat, durch die Förderung von Öl und Gas aus Schiefergas mithilfe der Fracking-Methode seinen Importbedarf zu senken – und damit die Nachfrage auf dem Weltmarkt. Kein Wunder, dass hierzulande Industrie und viele Politiker dieses US-Rezept gerne übernehmen würden.

Beim Fracking bricht ein zähflüssiges Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien, das unter hohem Druck eingepresst wird, gashaltige Gesteinsschichten auf und hält die entstandenen Risse offen. Befürworter weisen gerne darauf hin, dass auch in Deutschland schon seit den 1960er Jahren gefrackt“ wird. Tatsächlich haben Ölkonzerne vergleichbare Technologien eingesetzt, um vor allem in Niedersachsen konventionelle Erdgas-Lagerstätten vollständiger ausbeuten zu können sowie um im Saarland und im Ruhrgebiet aus Kohleflözen Gas zu gewinnen. Aus diesem Blickwinkel scheint es so, als ob hinter Aussagen von Politikern und Umweltexperten, die Technologie müsse weiterentwickelt und vor allem ihre Risiken besser erforscht werden, nur eines steckt: Die Strategie, Zeit zu gewinnen und letztlich alle Schiefergestein-Fracking-Pläne ohne großes Aufsehen zu den Akten legen zu können.

20 000 Kilogramm Chemikalien bei drei Fracks

Dass Forschung durchaus auch Wege aufzeigen könnte, Fracking gesellschaftsfähig zu machen, zeigt sich am Beispiel der Fracking-Chemikalien. Gegenwärtig ist die Situation dort noch so, dass Fracking unverantwortlich ist. Eine am 13. August vorgestellte Studie liefert dafür einen neuen Beleg: Ein Wissenschaftler-Team vom Lawrence Berkeley National Laboratory hatte die Giftigkeit von 200 Substanzen unter die Lupe genommen, die in den USA beim Fracking zum Einsatz kommen, vor allem Additive – Zusatzstoffe – mit denen die Frac-Flüssigkeit verdickt oder der Bewuchs mit Mikroben verhindert wird. Das Ergebnis: Zwar sind die meisten Chemikalien ungiftig und teilweise sogar als Lebensmittelzusatz zugelassen. Doch acht Substanzen sind für Menschen und Säugetiere toxisch und vor allem: Bei einem Drittel der Chemikalien ist die Wirkung auf Umwelt und Gesundheit nicht bekannt.

In Deutschland legt das Unternehmen ExxonMobil freiwillig und lobenswerterweise die Zusammensetzung eingesetzter Frac-Flüssigkeiten offen. Erkennbar ist, dass in der Vergangenheit rund 150 Additive eingesetzt wurden, darunter auch giftige, erbgutschädigende oder umweltschädliche. Und zwar in erheblichen Mengen: Beispielsweise wurden 1998 allein in der Bohrung Damme 3 bei drei Fracks fast 20.000 Kilogramm Additive in den Untergrund gepresst.

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Textilfarbstoffe umweltfreundlich klären

erschienen in Forschung im Fokus, Sonderpublikation der TH Köln, 2014

Um Jeansstoff und andere Baumwolle, aber auch Seide und Wolle in nahezu allen vorstellbaren Tönen zu färben, setzt die Textilindustrie Hunderte verschiedener Azofarbstoffe ein. Diese wasserlöslichen Stoffe reagieren chemisch mit der Textilfaser und werden daher fest an sie gebunden. Sie bleichen selbst bei häufigem Waschen in der Maschine oder bei Sonneneinstrahlung kaum aus. Doch die bunte Welt der Mode hat ihre Schattenseiten.

Dazu zählt, dass beim Färben längst nicht der gesamte Azofarbstoff auf der Faser landet. Ein erheblicher Anteil reagiert in der färbenden Lösung mit Wasser. „Die resultierenden Farbabwässer werden bislang oft nur sehr stark verdünnt und anschließend via Kläranlage in Flüsse eingeleitet“, sagt Chemikerin Prof. Astrid Rehorek, geschäftsführende Direktorin von STEPS. Nun ist dank der Arbeit von STEPS-Wissenschaftlern ein kostengünstiges biologisches Verfahren verfügbar, um Farbwässer zu entfärben und die Farbstoffe zu ungefährlichen Substanzen abzubauen.

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Double aus dem 3D-Drucker

Enthusiasten sprechen bereits von einer industriellen Revolution: 3D-Druck wandelt individuelle Computerentwürfe unmittelbar in Produkte um.

erschienen in bild der wissenschaft plus, 1-2014

Kleinlaut ist Shapeways nicht. In einer Mitteilung der 80-Mitarbeiter-Firma aus New York heißt es unter der Überschrift „3D-Druck verändert die Welt“: „Im letzten Jahrhundert hatten große Unternehmen das Sagen: Sie ermittelten, was die Konsumenten wollten und stellten diese Produkte in großer Zahl in Massenfertigung her. Dank 3D-Druck sind diese Zeiten nun vorüber.“

Das Geschäft von Shapeways: Via Internet nimmt das Unternehmen Dateien entgegen und füttert damit 3D-Drucker. Diese bauen aus dem jeweiligen digitalen Entwurf schichtweise einen Gegenstand aus Kunststoff oder Metall auf, der anschließend an den Einsender der Datei ausgeliefert wird. Logisch, dass diesen Service niemand in Anspruch nimmt, um etwas herzustellen, das es preiswerter und qualitätsgeprüft im Laden oder im Internet-Shop zu kaufen gibt. Was Shapeways attraktiv macht, ist die Möglichkeit, individuell gestaltete, einmalige Produkte herzustellen. Selbst entworfene Smartphone-Schutzhüllen, Vasen, Schmuck, Eierbecher oder kleine Skulpturen sind derzeit die Renner. Dies offenbart ein Blick auf die Internet-Seiten von Shapeways über die Produktdesigns.

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Das Speicher-Problem – Lösung in Sicht

Erschienen in: bild der wissenschaft plus Januar 2014, zum PDF: bdw_plus_Energiespeicher Die Energiewende erfordert Speicher, mit denen das unstete Angebot erneuerbaren Stroms jederzeit mit der schwankenden Energienachfrage in Einklang gebracht werden kann. Insel Pellworm in der Nordsee: Übers Jahr erzeugen dort die Windkraft- und Solaranlagen dreimal mehr Strom, als die knapp 1200 Einwohner und die zahlreichen Feriengäste verbrauchen. Bislang … Weiterlesen

Wassernutzung: Alle sollen gewinnen

Erschienen in: bild der wissenschaft plus „Wasser Wissen“ Juli 2012 

Sozialwissenschaftler helfen, wenn Nationen wegen grenzüberschreitender Flüsse im Clinch liegen oder wenn es innerstaatlichen Streit um gerechte Wassernutzung gibt.

ES BEGINNT MITTEN in Jerusalem, führt in östlicher Richtung in einer Schlucht inmitten der Judäischen Wüste bergab und endet nach rund 25 Kilometern am Toten Meer: das Kidron-Tal, von den Palästinensern Wadi Nar genannt. „Als ich 1993 zum ersten Mal nach Israel kam, habe ich überlegt, durchzuwandern — bei den Israelis war es vor der ersten Intifada 1987 für Wandertouren sehr beliebt“, erinnert sich Ines Dombrowsky vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in Bonn. Das Kidron-Becken gehört größtenteils zum Westjordanland und erstreckt sich heute über drei Zonen — A, B und C benannt — , in denen die Palästinensische Autonomiebehörde und das israelische Militär jeweils unterschiedliche Befugnisse haben.

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Arzneistoffe entwerfen: Alles Berechnung

Erschienen in: bild der wissenschaft 11/2013 Berliner Mathematiker haben am Rechner einen Arzneistoff gegen Schmerzen entworfen. Verdrängen Computermethoden die Laborarbeit? MARCUS WEBER IST ÜBERZEUGT, einen Arzneistoff entwickelt zu haben, der Schmerzen effektiv bekämpft. Und der dabei keine schweren Nebenwirkungen hervorruft, wie sie von anderen Schmerzmitteln bekannt sind: Die weit verbreiteten Opioide beispielsweise können abhängig machen, die Verdauung … Weiterlesen