Die Katastrophe blieb aus — bei Vulkanasche, Schweinegrippe und BSE. Auch die Folgen des Ölunglücks im Golf von Mexiko sind weniger schlimm als befürchtet. Die Gesellschaft muss lernen, mit Risiken gelassener umzugehen.
erschienen in bild der wissenschaft 11/2010
BEREIT FÜR EINEN KLEINEN Selbsttest? Dafür ist es zunächst nötig, sich zu erinnern: In den 1990er-Jahren stellten Wissenschaftler und britische Behörden öffentlich einen Zusammenhang zwischen der Rinderseuche BSE und einer neuen Variante der Creutzfeld-Jakob-Krankheit (vCJK) her, die für Menschen tödlich verläuft. Im November 2000 wurde erstmals BSE bei einer in Deutschland geborenen Kuh festgestellt. Daraufhin schrieb die Bundesregierung flächendeckende BSE-Tests zunächst für geschlachtete Rinder vor, die älter waren als 30 Monate, und verbot die Verfütterung von Tiermehl. Trotzdem traute sich kaum noch jemand, Rindfleisch zu essen – viele Bauern standen vor dem Ruin. Am 9. Januar 2001 traten die Bundesgesundheitsministerin und der Bundeslandwirtschaftsminister zurück.
Was glauben Sie, woran mehr Europäer in den letzten 25 Jahren starben: an der neuen CJK-Variante oder am Trinken von Öl, das als Brennstoff für Zierlampen verwendet wird? Die Antwort: vCJK ist für rund 200 Tote verantwortlich, Lampenöl aber immerhin auch für rund 140. Kleinkinder trinken das Öl, wenn es im Haushalt herumsteht – überwiegend, weil sie es wegen Farbe und Geruch für einen Saft halten. Betrachtet man nur Deutschland, fällt die Bilanz sogar umgekehrt aus: Bis heute sind hierzulande keine vCJK-Toten, wohl aber fünf tödliche Lampenöl-Vergiftungen dokumentiert.
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