Computer nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns
Wissenschaftsjournalist Frank Frick berichtet in Ausgabe 3-2017 der Zeitschrift „bild der wissenschaft“ unter dem Titel „Chips mit Grips“ über die Forschung an neuromorphen Computern. Sie ist Teil des Human Brain Projects, eines von drei milliardenschweren „Flagship“-Forschungsprogrammen der EU.
Eine kleine Kostprobe aus dem Artikel:
Studenten, die gerade mit dem Physik-Studium begonnen haben, müssen bei Karlheinz Meier, Professor an der Universität Heidelberg, gelegentlich schon mal kalkulieren, wie viel Energie unser Gehirn ungefähr benötigt. „Das geht recht einfach, indem man die Wärmeabgabe des Kopfes berechnet“, sagt er. Das Ergebnis birgt einen Aha-Effekt: Sie entspricht einer physikalischen Leistung von 20 Watt. Supercomputer mit der derzeit weltweit größten Rechenleistung brauchen mehr als das Hunderttausendfache. „Das menschliche Gehirn ist eben weit energieeffizienter als jeder heutige Computer“, betont Meier. Zudem kommt es mit Schäden weit besser zurecht als Elektronengehirne. So stirbt jede Sekunde eine Nervenzelle in unserem Denkorgan, ohne dass uns dies beeinträchtigt. Der Ausfall eines Rechenprozessors dagegen kann im schlimmsten Fall einen Supercomputer vorübergehend lahmlegen. Computer sind also auch in dieser Hinsicht dem menschlichen Gehirn unterlegen.
Der Computer, den die Heidelberger Physiker entworfen und zusammengebaut haben, heißt BrainScaleS. „Er ist ein direktes physikalisches Abbild des biologischen Vorbilds, dessen Zellen, Verbindungen und Kommunikation durch elektronische Schaltungen realisiert sind“, sagt Meier. Mit anderen Worten: Nicht ein Computerprogramm imitiert die Neuronen und Synapsen im Gehirn, sondern der Computer selbst.